Filme von Ion Grigorescu – Filmabend im Zusammenhang mit der Ausstellung von Marieta Chirulescu

Dienstag, 26. Oktober 2010, 20 Uhr

Filme von Ion Grigorescu

Filmprogramm:

  1. Und die Wahrheiten des Kapitalismus, 1977, 12’06“
  2. Colentina, undatiert, 2’31“
  3. Balta Alba, 1979, 7’50“
  4. Beloved Bucharest, 1977, 14’37“
  5. Vasile Alecsandri, 1979, 7’05“
  6. Toma at the Seaside, undatiert, 5’43“
  7. Fairy, 1978, 3’47”

Mit einer Einführung von Mihaela Chiriac.
Der Abend findet in Anwesenheit der Künstlerin Marieta Chirulescu statt.

Seit Ende der sechziger Jahre behandelt der 1945 in Bukarest geborene Ion Grigorescu in unterschiedlichen Medien wie Malerei, Fotografie, Video, Performance, Installation und Tagebuchaufzeichnungen Themen wie Sexualität, Körper, Politik, Religion und sich selbst in Relation zu diesen. In seinem autobiographischen Werk hinterfragt Grigorescu implizit seine Rolle als Künstler, die er oft in den einfachen alltäglichen Gesten bereits erfüllt sieht. Grigorescus Filmarbeiten erscheinen uns mit ihrer prekären technischen Ausführung und ihren kargen, schnörkellosen Beobachtungen auf den ersten Blick anachronistisch und in sich gekehrt. Doch genau darin liegt ihre Stärke: die unvollkommene, unverfeinerte Technik deckt die tiefe, rührende Menschlichkeit der Arbeiten Grigorescus auf.
Nach dem verheerenden Erdbeben, das Bukarest im Jahr 1977 massiv zerstörte, lockerte sich die staatliche Kontrolle und Ion Grigorescu hatte die im kommunistischen Rumänien seltene Möglichkeit ins Ausland zu reisen. Auf seiner Reise über Zürich nach Paris zeichnete er mit „gierigem Kameraauge“ das hektische Leben der westlichen Zeitgenossen auf, das so anders war als jenes in Bukarest. Diese Aufnahmen mit dem Titel Und die Wahrheiten des Kapitalismus (1977) sind neben einer Auswahl von weiteren Filmarbeiten im STADTKINO Basel zu sehen.

Ion Grigorescus Gebrauch von dokumentarischem Filmmaterial, das die Bedingungen des „blossen Lebens“ aufzeichnet, war ein wichtiger Beitrag zur zeitgenössischen Kunst der 1970er Jahre und eine richtungsweisende Arbeit für viele KünstlerInnen in Rumänien und anderen Ländern. Die Arbeit von Marieta Chirulescu, deren Schwerpunkt bei der Ontologie des Bildes und der Kopie liegt, beinhaltet auch neu gedruckte und bearbeitete Amateurfotografien aus dem Archiv ihres Vaters, das aus den 1960er und 1970er Jahren stammt.

Mihaela Chiriac (geboren 1984, Brasov, Rumänien) studierte Kunstgeschichte und Theater- und Medienwissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen und promoviert zurzeit über das Werk von Ion Grigorescu.

Ort: STADTKINO Basel (Klostergasse 5)
Eintritt: 12.-/Für Mitglieder des Basler Kunstvereins 6.-
Mit Barbetrieb.