Jos de Gruyter & Harald Thys

PROJEKT 13

Vernissage: Freitag, 15. Januar 2010, 19 Uhr
Pressebesichtigung: Freitag, 15. Januar 2010, 12 Uhr

Die Kunsthalle Basel freut sich, die erste umfassende Ausstellung der belgischen Künstler Jos de Gruyter (* 1965, Geel) und Harald Thys (*1966, Wilrijk) in der Schweiz mit dem Titel PROJEKT 13 zu präsentieren.

Seit den 1980er Jahren arbeiten die beiden Künstler zusammen und haben ein faszinierendes Werk entwickelt, das Filme, Fotografien und Performances umfasst. Den Figuren in ihren Filmen und Fotografien ist derselbe Zustand autistischer Entfremdung gemeinsam, die sie voneinander wie auch von ihrer Umgebung trennt. Gefangen in ihren Handlungen und selber ohne Einfühlungsvermögen handelnd, haben sie eine andere Ebene der Interaktion erreicht, in der spirituelle Kräfte vorherrschen. In dieser parallelen Welt sind Innen und Aussen voneinander weggerückt.

In den Werken von de Gruyter und Thys ist die Vorstellung von geschlossenen Systemen auf direkt physische Art verdeutlicht. Für ihre Ausstellung bei Le Plateau in Paris (2007) liessen die Künstler den gesamten Ausstellungsraum einschliesslich der Fenster grau streichen und isolierten den Betrachter von der Aussenwelt. Auf ähnliche Weise verwendeten die Künstler für die 5. berlin biennale (2008) industrielle Türen, um den Kellerraum, in dem ihr Video gezeigt wurde, deutlich vom Rest der Ausstellung abzugrenzen. Zuletzt haben die Künstler die Ausstellungsräume von Culturgest in Lissabon – einer Kulturstiftung, die sich in einer Bank befindet – so transformiert, dass sich die vordergründigen Grenzen zwischen den zwei Institutionen auflösten. Um ihren Untergrund und ihre Sockel zu bedecken, benutzten sie den gleichen PVC-Boden wie in der Bank.

Für die Kunsthalle Basel haben de Gruyter und Thys ein Ausstellungskonzept entwickelt, das nicht nur die Aussenwelt auf Distanz hält, sondern auch die Besucher vereinzelt. Die Ausstellungsstruktur besteht aus einer grossen Anzahl hölzerner Trennwände, die in regelmässiger Anordnung in den Ausstellungsräumen verteilt sind und ein Labyrinth bilden, das den umhergehenden Besuchern den Blick aufeinander verstellt. Auf diesen Stellwänden zeigen de Gruyter und Thys ungefähr 500 neue Zeichnungen auf Papier. Der Ursprung dieser Zeichnungen liegt in einem „schmutzigen, dunklen Gemisch gefundener Bilder von allem und nichts“, von Flugzeugen, Eröffnungen, Amateurtheatern und Tieren bis hin zu Gebäuden, Töpfen und Pfannen, Sonnenbrillen und Geschirr. Die Künstler haben diese Bilder akribisch und sorgfältig wie Mönche nachgezeichnet, um eine idiosynkratische Enzyklopädie von Bildern zu schaffen: ein zeitaufwändiges Projekt, worauf der Ausstellungstitel PROJEKT 13 verweist. De Gruyter und Thys beschreiben es als „Projekt einer nicht definierbaren Gruppe von Technokraten – eine höhere Instanz – die zurückblickt auf das Leben auf der Erde und alles aufzeichnet, was sie findet“.

In dieser inszenierten Welt überwiegt die Farbe Weiss, welche alle Unterschiede aufhebt. Alle Bilder sind gleich behandelt und wurden mit demselben weichen Bleistift auf weisses Papier übertragen. Ähnlich neutral sind die enigmatischen, weissen männlichen Köpfe, die auf hohen weissen Sockeln über der Zeichnungsausstellung thronen und mit einem versteinerten, überzeitlichen Blick auf die weissen Ausstellungswände starren. Es handelt sich um zwei Variationen von „De Drie Wijsneuzen van Erembodegem“ (Die Drei Naseweise von Erembodegem), die ursprünglich als Kreisverkehr-Skulptur in der Nähe des Dorfes Erembodegem in Flandern konzipiert wurden. Diese Köpfe beobachten auch die Ausstellungsbesucher und erwidern deren Blicke ebenso wie es die Figuren auf einigen der Zeichnungen tun. In der künstlerischen Arbeit von de Gruyter und Thys ist diese Konzentration auf den Akt des Sehens ein wiederkehrendes Element, das verschiedene Formen annimmt und in Personen, Tieren und Dingen gleichermassen präsent ist: passiv, aggressiv, mal nach innen dann nach aussen gerichtet, bedrohlich, beängstigend.

Die Ausstellung führt die Besucher zu einem Film, der im letzten Raum in einem eigens eingerichteten Auditorium mit enormem Projektor, übergrosser Leinwand und Reihen von Bänken, ähnlich denen in protestantischen Kirchen, gezeigt wird. Der monströse Beamer steht erhöht über den Besuchern und wird in ähnlicher Weise belebt wie die plastischen Köpfe. Der Film ist eine Studie des Verhältnisses der wirklichen Welt zu der parallelen Welt und der Frage nach der gegenseitigen Beeinflussung. Der Film unterstützt den hypothetischen Ansatz, die parallele Welt eindimensional darzustellen. Es ist eine Welt, in der Raum und Zeit von anderer Art sind, eine eindimensionale, weisse Welt ohne Licht und Schatten.

Die Ausstellung wurde mit Sachleistungen unterstützt von Vidi-Square

< Online-Artikel zur Ausstellung auf art magazin

< Online-Artikel zur Ausstellung auf regioartline

Jos de Gruyter und Harald Thys’ Arbeiten waren kürzlich in Einzelausstellungen bei Culturgest, Lissabon; Kaleidoscope, Mailand; Pro Choice, Wien; Dépendance, Brüssel (alle 2009); Isabella Bortolozzi, Berlin (2008); Frac Ile-de-France/le Plateau (Doppelausstellung mit François Curlet), Paris (2007) und Meddelheim Museum, Antwerpen (2002) zu sehen. Die Künstler nahmen an zahlreichen Gruppenausstellungen teil, darunter: The Filmic Conventions, FormContent, London; All That is Solid Melts into Air/The Thing, MUHKA, Antwerpen; Un scene, Wiels; The Invisible Hand, Sommer Contemporary Art project space, Tel Aviv; Künstlerhaus Stuttgart (alle 2009); Manifesta 7, Trento; When Things Cast No Shadow – 5. berlin biennale für zeitgenössische kunst, Berlin (beide 2008); The Go-Between, de Appel, Amsterdam (2007); La Belgique Visionaire, Bozar, Brüssel (2005); Marking the Territory, Irish Museum of Modern Art, Dublin (2001).