Karin Hueber

THE INSIDE OUT EXHIBITION

< Samstag, 15. November 2008
< 17 Uhr: Einweihung des neuen Projektes für die Rückwand der Kunsthalle Basel. Anschliessend Apéro mit Grill.

In regelmässigen Abständen haben in den letzten Jahren internationale Künstlerinnen und Künstler die Rückwand der Kunsthalle Basel neben der Elisabethenkirche mit verschiedenen Projekten bespielt: 2002 hat unter anderem Sarah Morris eine grossflächige Wandmalerei geschaffen und 2004 realisierte Piotr Uklanski ein Mosaik aus Porzellangeschirr für die Aussenwand. Von November 2007 bis September 2008 zeigte der rumänische Künstler Dan Perjovschi eine Serie von Zeichnungen an der Rückwand, die sich mit lokalpolitischen Beobachtungen sowie Themen des aktuellen Weltgeschehens auseinander setzten.

Die junge Schweizer Künstlerin Karin Hueber (*1977), die in Basel und in Rotterdam lebt und arbeitet, wirft ab dem 15. November 2008 wiederum einen anderen Blick auf die Passage zwischen Kunsthallegebäude, Theater und Elisabethenkirche.

Karin Hueber beschäftigt sich in ihrer künstlerischen Arbeit mit Architektur und der Frage nach den physiologischen und psychologischen Auswirkungen von bestimmten Räumen auf den Menschen. Ihre minimalen und eleganten Skulpturen gehen oft mit der architektonischen Charakteristika des jeweiligen Ausstellungsortes einen intensiven Dialog ein: In subjektiver wie gleichzeitig analytischer Weise untersucht die Künstlerin die Proportionen und Grössenverhältnisse der Räume und zeigt diese in veränderter Form. Meist bestehen die Skulpturen aus einfachen Materialien wie unbearbeiteten Holzplatten, welche Hueber zusammen mit Flächen kombiniert, die mit hoch glänzendem Lack oder Spiegeln veredelt werden. Die einzelnen Elemente erweitern in ihrer Anordnung den bestehenden architektonischen Kontext, indem sich unbeachtete oder verborgene Winkel und Strukturen der Architektur reflektieren und so dem Betrachter überraschende Perspektiven und Blickbeziehungen eröffnen. Huebers Objekte integrieren sich im Raum, bleiben aber dennoch autonom, so auch in ihrer Arbeit Parasitäres Ensemble I und II, bei der die Künstlerin lackierte Holzplatten in eine Öffnung des Ausstellungsraumes – eine Scheune in den Alpen (Atelier Amden, 2008) – stellte, und so einerseits die Funktion der Durchreiche (von Heu) akzentuierte und mit den spiegelnden Flächen die Stockwerke gleichzeitig miteinander verband und neu besetzte. Zusätzlich spannte die Künstlerin dünne Holzlatten zwischen Boden und Decke und umkreiste mit diesen fragilen Objekten und elementarsten Bauelementen Fragestellungen zur Bewegung des Betrachters im Raum und der Konstruktion des Begriffs der „Sicherheit“ an sich.

Für die Rückwand der Kunsthalle Basel hat sich Hueber spezifisch mit dem Wohlbefinden des Menschen im Raum und dessen Bedeutung als „Behausung“ auseinandergesetzt. Sie stellt dem öffentlichen Raum eine abstrakte Komposition gegenüber, die an ein umgestülptes Interieur erinnert:Die Künstlerin hat glänzend und matt lackierte Holzflächen und -körper entworfen, welche direkt an die Wand montiert sind. Das installative Ensemble verweist in seiner Ausrichtung und Höhe auf einen Innenraum und erinnert an Wandverschalungen oder Einbaumöbel. Im Zusammenspiel mit direkt auf die Wand gestrichenen Farbflächen entstehen verschiedene Vertiefungen und Hohlkörper, die in ihrer Grösse auf den menschlichen Körper ausgerichtet sind. Die Bezüge zu Einrichtungsgegenständen deuten einen möglichen funktionalen Gebrauch an – zugleich bleibt die Konstruktion in ihrer Gesamtheit ein (zweidimensionales) Bild, das in seiner Farbigkeit und Materialwahl die Wahrnehmung strukturiert und Bezüge zum Innen- wie Aussenraum miteinander verbindet: Räumliche Intimität wird evoziert, gleichzeitig bietet die fragmentarische, distanzierende und harte Oberflächenstruktur keinen wirklichen Rückzugsort. Mit der Thematisierung des privaten, intimen Raumes im öffentlichen Raum befragt Karin Hueber auch den Ort ihrer Arbeit zwischen Kunsthalle und Elisabethenkirche, dessen Benutzungsmöglichkeiten und unsere Erwartungshaltung an diesen städtischen Durchgangsbereich, der gewöhnlich nicht zum längeren Verweilen einlädt.

Karin Hueber 1977 in Zwingen, Schweiz. Lebt und arbeitet in Basel und Rotterdam.
Einzelausstellungen: 2008 *Karin Hueber
, Atelier Amden, Amden; Karin Hueber, Guestroom, Galerie Mark Müller, Zürich / 2007 Black Out (mit Stefan Roigk), Galerie Kuttner Siebert, Berlin; Night Waltz, Galerie Laurin, Zürich / 2006 Lust (mit Dagmar Heppner und Kilian Rüthemann), Kunststiftung Erich Hauser, Rottweil (Kat..); Sticks & Stones (mit Dagmar Heppner), Vrits, Basel / 2004 No more (mit Dirk Krecker), Schalter, Basel.
Gruppenausstellungen (Auswahl): 2008 Die Kugeln! Die Kreise! Die Räder!, Altefabrik/Kunst(Zeug)Haus, Rapperswil (Kat.); Swiss Art Awards 2008, Messezentrum Basel, Basel; SOMETIMES YOU FALL IN LOVE WITH AN IDEA, Cluster, Berlin; Shifting Identities – (Schweizer) Kunst heute, Kunsthaus Zürich, Zürich (Kat.) / 2007 Poor Thing, Kunsthalle Basel; Vrits, Basel; Home is somewhere else, Duende studios, Rotterdam; Fork, Foundation B.a.d, Rotterdam / 2006 Regionale 7, Kunst Raum Riehen; Unterwegs zur Arbeit, Iaab Choices, Kunst Raum Riehen; Ausstellung Kunstkredit Basel-Stadt, Kunsthaus Baselland, Muttenz; Showroom 1, Bollag Areal, Basel; Parallax, Stichting Kaus Australis, Rotterdam.

Impressionen der Eröffnung von Sandro Mazzoni

Mit grosszügiger Unterstützung von:
Heivisch