Udomsak Krisanamis

Udomsak Krisanamis

Malerei trifft auf ein Buchstabengewirr aus Zeitungsartikeln. Abstraktion entsteht aus Reisnudeln oder Tee. Der thailändische Maler Udomsak Krisanamis (geb. 1966, lebt in Bangkok und New York) zählt zu den faszinierendsten Figuren der jüngeren Malerei. Aus den Differenzen, die er beim fortwährenden Pendeln zwischen den Welten und Kulturen erfährt, gewinnt er Impulse und Antrieb für seine malerischen Collagen.

Nach dem Abschluss seines Studiums an der Chulalongkorn University von Bangkok besuchte er bis 1993 das Art Institute Chicago. Die ihm anfangs wenig verständliche englische Sprache nutzte er so, wie sie ihm, dem Maler aus einem anderen Sprach- und Schriftraum, erschien: als abstraktes Medium. Auf den Leinwänden finden wir Textstreifen und Buchstaben aus Zeitungen, die – mit Tinte ummalt – sich zu ornamentalen Mustern wandeln. Die zahlreichen Innenfelder von Buchstaben und Zahlen erscheinen als Licht- und Glanzpunkte inmitten vielfältig miteinander verflochtener Farbflächen.

Was gerade zur Verfügung steht, kann Eingang in die Kompositionen finden. Auf diese Weise kommen Glasnudeln und Betttücher als Gestaltungsmittel und Bildträger zum Einsatz. Die Bildtitel sind scheinbar beiläufig und nicht ohne Schalk gewählt. Sie stammen von Musik- und Filmtiteln oder anderen im Alltag aufgeschnappten Redewendungen: Shirley Temple (1996), Je voudrais une chambre avec douche (1998) oder I’ll do for you anything you want (2002) überführen die täglich gelebte Welt in eine taktile wie schillernde Abstraktion.

Das bewusst auf Wiederholung und Nüchternheit angelegte Verfahren, das Udomsak Krisanamis bei der sorgfältigen Ummalung seiner Text- und Nudel-Collagen anwendet, liebäugelt komplizenhaft mehr mit dem Kunsthandwerk als mit der „hohen Kunst“. Die Werke setzen in ihrer vielfältigen Schichtung und Kleinteiligkeit handwerkliches Können und arbeitsintensive künstlerische Praxis voraus. Je näher man an die Werke herangeht, desto mehr entfaltet sich ein innerbildlicher Kosmos, der zum Staunen Anlass gibt. Enigmatische Schönheit, zeitintensive, fast schon obsessive künstlerische Verfahren sind Eigenschaften, von der sich viele Maler der Gegenwart distanzieren, die Krisanamis jedoch zelebriert.

Erstmals in Europa wird das Werk von Udomsak Krisanamis umfassend präsentiert. Dabei wird auf die Einzigartigkeit der Verbindung visueller Zeichen aus verschiedenen Kulturen sichtbar. Ein produktiver und zugleich irrwitziger Weg zwischen westlicher Abstraktion und orientalischer Dekoration.

Es erscheint ein Katalog mit einer Einführung von Peter Pakesch, einem Künstlerinterview von Kirsty Bell und einem Text von Christina Végh. Schwabe Verlag, Deutsch/Englisch, mit zahlreichen Farbabbildungen.

Für die grosszügige Unterstützung der Ausstellung danken wir:
Heivisch